Um auf dem Artikel unserer Kollegin "SAP: Ein Inbegriff deutscher Qualität" aufzubauen, möchten wir die Relevanz einer Investition in das Unternehmen zum aktuellen Kurs hinterfragen. Nach einem spektakulären und historisch eher seltenen Börsenlauf der deutschen Aktie erscheint es uns nahe liegend, diese Frage zu stellen.
Tatsächlich sah der Kurs von SAP im September 2022, als er unter 80 Euro lag, gedrückt aus, doch der Aktienpreis ist kürzlich auf 223,20 Euro gestiegen, was einem Anstieg von +181,51% in etwas mehr als 2 Jahren entspricht.
Das ist auf den ersten Blick beeindruckend für das deutsche Large Cap, das uns historisch gesehen an ein eher bescheidenes Wachstum gewöhnt hat. Betrachtet man das letzte Jahrzehnt (2014-2023), so stieg der Umsatz jährlich um 5,9% und der Nettogewinn im Durchschnitt um 6,1%. Und wie Sie wissen, folgt der Aktienkurs auf lange Sicht unweigerlich dem Wachstum des Nettogewinns pro Aktie.
Um den jüngsten Kursverlauf von SAP zu verstehen, muss man eher auf das (erhoffte) zukünftige Wachstum schauen. Derzeit gibt es große Erwartungen an das Unternehmen, insbesondere in Bezug auf die Integration von künstlicher Intelligenz in seine Cloud-Angebote, was ein wesentlicher Motor für sein jüngstes Wachstum war.
Ein günstiges Momentum
Im dritten Quartal 2024 verzeichnete SAP einen Umsatz von 8,47 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 9% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn belief sich auf 1,44 Milliarden Euro und übertraf damit die Analystenprognosen. Der Betriebsgewinn stieg um 28% auf 2,24 Milliarden Euro. Diese Performance ist hauptsächlich auf ein starkes Wachstum der Cloud-Einnahmen zurückzuführen, die um 27% auf 4,35 Milliarden Euro anstiegen.
Angesichts dieser Ergebnisse hat SAP seine Prognosen für das Jahr 2024 angehoben. Das Unternehmen erwartet nun einen Umsatz zwischen 29,5 und 29,8 Milliarden Euro für seine Software- und Cloud-Aktivitäten, mit einem erwarteten Betriebsgewinn zwischen 7,8 und 8 Milliarden Euro. Auch die Cashflow-Prognosen wurden erhöht, mit Erwartungen zwischen 3,5 und 4 Milliarden Euro.
Die Rentabilitätsdynamik scheint sich fortzusetzen, mit einer besseren Skalierung im Cloud-Bereich und früheren Umstrukturierungen, die zu einem verbesserten operativen Hebel führen. Obwohl Veränderungen im Vorstand und laufende Untersuchungen Unsicherheiten darstellen, scheinen die Risiken für die strukturell positiven Entwicklungen bei SAP gering zu sein.
SAP behält seine Marktführerschaft im ERP-Softwaresegment bei, insbesondere bei Großunternehmen. Die Bemühungen des Unternehmens, den Übergang von herkömmlichen ERP-Softwarelösungen zu seinen Cloud-Abonnements zu fördern, zeigen Erfolg. Die Unternehmensprognosen wurden nach oben korrigiert, was die jüngsten positiven Entwicklungen in Bezug auf die Rentabilität widerspiegelt.
Bewertung
Zum aktuellen Preis von 218 Euro pro Aktie weist SAP eine hohe Bewertung auf, mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 7,6 und einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 88 für das laufende Geschäftsjahr. Anleger sollten sich der Risiken bewusst sein, die mit einer solchen Bewertung verbunden sind, insbesondere im Hinblick auf Ergebnis- und Cashflow-Multiplikatoren.
Historisch gesehen wird SAP zwischen dem 3,5- und 6-fachen seines Umsatzes und zwischen dem 20- und 45-fachen seiner Nettogewinne bewertet. Wir liegen also deutlich über den historischen Höchstwerten für ein Wachstum, das immer noch relativ bescheiden ist. Rechtfertigen die Erwartungen an zukünftiges Wachstum diese Bewertung? Teilweise ja, aber das Aufwertungspotenzial (die Sicherheitsmarge) ist bei den aktuellen Kursen nicht vorhanden. Das Risiko scheint sehr groß, um jetzt zu investieren.
Leser, die uns folgen, wissen, dass wir dazu raten, Gewinneraktien zu halten. In unseren Momentum Picks loben wir regelmäßig das Momentum, von dem SAP voll profitiert und das den deutschen DAX maßgeblich trägt. Doch manchmal muss eine sehr anspruchsvolle Bewertung, die hauptsächlich auf sehr hohen Erwartungen basiert, unweigerlich zur Wachsamkeit mahnen.