Der abrupte Abgang von Luca de Meo als CEO von Renault hat eine intensive Suche nach einem Nachfolger ausgelöst. Analysten nennen dabei den langjährigen Insider Denis Le Vot sowie Maxime Picat vom Rivalen Stellantis als geeignete Kandidaten, um den Turnaround des französischen Autobauers fortzusetzen.
Die Renault-Aktie fiel am Montag zeitweise um bis zu 8 Prozent und verzeichnete damit den größten Tagesverlust seit Februar 2022. Anleger sorgen sich um die Zukunft des Unternehmens ohne de Meo an der Spitze. Im Gegensatz dazu legten die Aktien von Kering, wo de Meo als neuer CEO antritt, deutlich zu.
Picat, derzeit Leiter für globale Beschaffung und Lieferketten bei Stellantis, war bereits im Rennen um den CEO-Posten beim weltweit viertgrößten Autobauer. Er zählte zu den beiden internen Kandidaten, unterlag jedoch Antonio Filosa.
Denis Le Vot, Executive Vice President, ist ein Eigengewächs von Renault und führt seit Mai 2022 die erfolgreiche Billigmarke Dacia.
Analysten des französischen Brokers Kepler Cheuvreux sehen in beiden Managern potenzielle Nachfolger. Auch JP Morgan-Analyst Jose Asumendi verweist auf die ,,starke Riege" an Markenchefs bei Renault, insbesondere bei Dacia.
„Wir könnten uns zudem externe Kandidaten aus Unternehmen wie Stellantis, VW-Gruppe, Nissan oder anderen Wettbewerbern vorstellen“, so Asumendi weiter.
Weder Le Vot noch Picat, beide französische Staatsbürger, äußerten sich bislang zu den Spekulationen. Renault selbst wollte die Nachfolgepläne nicht kommentieren.
Wer auch immer de Meo nachfolgt, muss unmittelbar Verantwortung übernehmen.
Obwohl de Meo Renault in seinen fünf Jahren als CEO saniert und die Allianz mit Nissan neu ausgerichtet hat, steht der Konzern wie viele traditionelle Hersteller unter wachsendem Druck chinesischer Wettbewerber. Renault muss zudem auf Partnerschaften setzen, da das Unternehmen kleiner ist als viele andere große Hersteller.
Der Abschied von de Meo verschärft laut Analysten von Jefferies die Sorgen um die Fähigkeit von Renault, seine Unabhängigkeit zu bewahren - ein Dauerproblem in einer Branche, die auf Größe setzt.
Renault belegte laut Daten des Branchenanalysten Felipe Munoz 2024 nur noch Platz 15 der weltweit größten Automobilhersteller nach Absatz, nach Rang 14 im Vorjahr.
In den vergangenen Jahren wurde Renault von chinesischen Herstellern wie BYD, Geely, Chery überholt - und Changan dürfte in diesem Jahr vorbeiziehen.
Um die hohen Kosten der Elektrifizierung zu stemmen, setzte Renault unter de Meo auf zahlreiche Partnerschaften und Investoren, darunter Google, Qualcomm und Chinas Geely.
Diese Kooperationen trugen zur Kostensenkung bei, doch Gewerkschaften warnen, dass dadurch das firmeninterne Know-how gefährdet werde.
Insider gegenüber Outsider
Unter Le Vots Führung entwickelte sich die Marke Dacia dank der Modelle Sandero und Duster äußerst erfolgreich.
Im April war der Kleinwagen Sandero laut JATO Dynamics das zweitmeistverkaufte Auto Europas - direkt hinter dem Renault Clio. Der Duster-SUV belegte Platz sieben.
Le Vot sammelte Managementerfahrung in der Türkei und Russland, wo er von 2011 bis 2013 als COO tätig war. Zudem leitete er die Nordamerika-Aktivitäten des Allianzpartners Nissan und verantwortete dort 2018 die Einführung der neuen Altima-Limousine.
Picat verbrachte seine gesamte Karriere bei PSA und später bei Stellantis, das 2021 aus der Fusion von PSA und FCA entstand.
Ab 2012 leitete er die Marke Peugeot und begleitete die Einführung der Bestseller 2008 und 3008 SUV.
Ein Stellantis-Insider, der Picat kennt, erklärte, er wisse nicht, ob Picat Interesse an der Renault-Spitze habe, wäre aber „nicht überrascht“, wenn Gespräche mit dem französischen Autobauer liefen.
Der Insider, der anonym bleiben wollte, weil er nicht befugt war, öffentlich über das Thema zu sprechen, betonte, es sei normal, dass ein Topmanager nach einer verpassten CEO-Chance nach neuen Herausforderungen suche.