Diamondback Energy machte in seinem Finanzbericht kein Geheimnis daraus: Trotz technischer Fortschritte in der Fördertechnik ist die Produktion von Rohöl auf dem aktuellen Preisniveau – inflationsbereinigt dem tiefsten Stand seit zwanzig Jahren – nicht mehr wirtschaftlich. Diese Einschätzung, von Analysten bereits seit Langem vermutet, wurde nun erstmals schriftlich und unmissverständlich vom Unternehmen selbst bestätigt.
Der vielzitierte Slogan des US-Präsidenten „Drill, Baby, Drill“ bleibt damit bloße Rhetorik. Die Zahl neuer Bohrprojekte geht zurück, und bereits ein Fünftel der sogenannten „Frac Crews“ – externe Teams zur Frackförderung – wurde seit Jahresbeginn abgezogen. Zugleich räumt Diamondback ein, dass die ertragreichsten Lagerstätten inzwischen erschöpft sind. Das bedeutet: Förderkosten steigen – und zwar spürbar.
Vor diesem Hintergrund reduziert der Konzern seine Investitionsausgaben. Stattdessen sollen verfügbare Mittel für Aktienrückkäufe und den Abbau der Nettoverschuldung verwendet werden. Letztere ist mit 15 Milliarden US-Dollar bedenklich hoch – das entspricht dem Vier- bis Fünffachen des aktuellen operativen Gewinns, bei den derzeitigen Öl- und Gaspreisen in Nordamerika.
Dabei galt Diamondback lange als eine der bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten im US-Energiesektor. Seit dem Börsengang 2012 – damals mit einer Tagesproduktion von 3.000 Barrel Öläquivalent – ist das Fördervolumen auf heute 850.000 Barrel pro Tag angewachsen, vor allem dank einer Fokussierung auf das besonders produktive Permian-Becken in Texas.
Doch trotz dieser spektakulären Expansion blieb der nachhaltige Mehrwert für Aktionäre bisher hinter den Erwartungen zurück.
CEO Travis Stice kündigt nun den Beginn einer neuen Ära an – geprägt von Reife und Kapitaldisziplin statt aggressiver Expansion. Diamondback soll künftig zu einem stabilen Wertentwickler werden, der Kapitalrenditen in den Vordergrund stellt. Nach Unternehmensangaben kann man selbst bei einem Ölpreis von 50 US-Dollar pro Barrel die laufenden Investitionen und Dividenden aus dem Cashflow finanzieren – ein Zeichen der operativen Effizienz.
Die Analysten von MarketScreener sind skeptisch. Denn derzeit scheint die Bewertung des Konzerns einen Anstieg des WTI-Preises auf 70 Dollar zu berücksichtigen. Dies würde Diamondback einen freien Cashflow zwischen 5 und 6 Milliarden Dollar ermöglichen: Der aktuelle Unternehmenswert von 55 Milliarden Dollar würde somit das Elffache dieses potenziellen Gewinns betragen... Bleibt dieser Preisanstieg aus, dürfte der tatsächliche freie Cashflow 2025 deutlich darunter liegen.
Der Konzern verfügt über nachgewiesene Reserven für elf Jahre bei gleichbleibender Fördermenge – zur Hälfte Öl, zur Hälfte Erdgas. Doch auch deren Wert hängt maßgeblich vom Preisniveau am Weltmarkt ab.