Obwohl die Broadcom-Aktie seit Jahresbeginn bereits um 12 % zugelegt hat, verlor sie nachbörslich rund 4 %. Grund: Die Umsatzprognose von 15,80 Milliarden US-Dollar liegt zwar über dem Konsens von 15,71 Milliarden, bleibt aber unter den Erwartungen vieler Anleger.
„Die Erwartungen waren hoch – die Aktie ist allein im vergangenen Monat um fast 30 % gestiegen“, kommentiert Kinngai Chan von Summit Insights Group. Offenbar reicht solides Wachstum nicht mehr aus, wenn der Markt von KI-Euphorie getrieben wird.
KI-Chips im Zentrum der Strategie
Broadcom positioniert sich konsequent als Anbieter spezialisierter Hardware für KI-Infrastrukturen. Die hauseigenen Chips werden unter anderem von Cloud-Giganten wie OpenAI und Google eingesetzt. Mit dem neuen Netzwerkchip Tomahawk 6, der den Datendurchsatz seines Vorgängers verdoppelt, untermauert Broadcom seinen Anspruch, zentrale Technologien für KI-Rechenzentren bereitzustellen.
CEO Hock Tan sieht in der KI-Sparte einen entscheidenden Wachstumstreiber. Für das dritte Quartal rechnet er mit Halbleiterumsätzen aus dem KI-Bereich in Höhe von 5,1 Milliarden US-Dollar – das wäre das zehnte Quartal in Folge mit Wachstum, getragen von der Investitionsoffensive der Hyperscaler in neue Infrastruktur.
Abseits der KI: Stillstand
Der Gesamtumsatz im Halbleitersegment – inklusive Chips für Rechenzentren und Netzwerktechnik – stieg im zweiten Quartal um 16,7 % auf 8,41 Milliarden US-Dollar. Doch jenseits der KI bleibt das Bild verhalten: In klassischen Segmenten wie Standard-Server-Chips oder traditionellen Netzwerklösungen herrscht Flaute. Hock Tan räumt ein, dass diese Bereiche wohl den Tiefpunkt ihres Zyklus erreicht haben.
Solides Fundament, begrenzte Begeisterung
Derzeit surft Broadcom erfolgreich auf der KI-Welle. Doch in einem überhitzten Marktumfeld, in dem Superlative zur Norm geworden sind, reicht eine gute Prognose allein nicht mehr aus, um Anleger zu begeistern. Das Momentum ist da – aber das Überraschungspotenzial fehlt.