Der Konzern, aktiv in den Bereichen Pharma und Agrochemie, präsentierte für das erste Quartal Ergebnisse, die weniger schlecht ausfielen als befürchtet. Der Umsatz blieb im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil, der Nettogewinn belief sich auf 1,3 Milliarden Euro – ein Rückgang um 35 %.

Die Agrarsparte litt unter regulatorischen Belastungen in den USA und Europa sowie unter verschobenen Aufträgen in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld. Zusätzlich erhöht die asiatische Konkurrenz den Druck auf ein Segment, das ohnehin stark von anhaltenden juristischen Problemen rund um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat belastet ist. Ein Ende der Auseinandersetzungen ist nicht absehbar, was die Aussichten der Sparte und des gesamten Konzerns trübt. Quartal für Quartal zwingt Bayer diese Situation zu enormen Rückstellungen für potenzielle Vergleichszahlungen. Laut einer aktuellen Analyse von AlphaValue könnten sogar zukünftige Kapitalerhöhungen nötig werden, um diesen Verpflichtungen nachzukommen.

Zur Erinnerung: Bayer hatte 2018 den US-Konzern Monsanto – Hersteller des Herbizids Roundup – für die astronomische Summe von 63 Milliarden Dollar übernommen. Eine Transaktion, die inzwischen als eine der fatalsten Großübernahmen der Geschichte gilt.

Pharmasparte ohne zukunftsfähige Impulse

Die Geschäfte der Pharmadivision entwickelten sich im ersten Quartal immerhin solide: Die Absatzmenge stieg um 3,5 %, besonders in Europa und Japan zeigte sich eine positive Entwicklung. Dennoch krankt der Bereich an einem grundlegenden Problem: einem eklatanten Mangel an Innovation. Aktuell fehlt es an neuen Produkten, die die drohenden Umsatzeinbußen durch auslaufende Patente auffangen könnten – etwa beim blutverdünnenden Bestseller Xarelto (14 % des Pharmaumsatzes), dem Hämophilie-Duo Kovaltry/Jivi (3,5 %) oder dem Augenmedikament Eylea, derzeit wichtigste Umsatzquelle der Sparte.

Unsicherheiten bleiben hoch

Trotz all dieser Herausforderungen – einschließlich der weiter steigenden Schuldenlast und einer Unternehmensführung, die von vielen Investoren als zu zögerlich wahrgenommen wird – bestätigte Bayer den Großteil seiner Jahresprognosen. Allerdings gibt es Einschränkungen: Der Umsatz könnte leicht unter den ursprünglichen Erwartungen liegen und das operative Ergebnis durch neue juristische Risiken im Agrarbereich belastet werden.

Unterm Strich bleibt Bayer in einer prekären Lage. Ohne Impulse aus der Pharmaforschung und mit anhaltenden Belastungen durch die Glyphosat-Prozesse fehlt dem Konzern jegliche Visibilität. Das erklärt auch den nach wie vor extrem niedrigen Aktienkurs – trotz der jüngsten Erholungsbewegung, die mehr mit kurzfristiger Hoffnung als mit struktureller Besserung zu tun hat.

Unsere vorherigen Analysen zu Bayer:

März 2024: Noch lange nicht am Ziel
November 2024: Ein Drahtseilakt