Diese Woche leiden zwei Branchen in unserer Indizes-Rubrik, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben: Die Halbleiterindustrie zahlt weiterhin den Preis für das Embargo Washingtons gegen Peking und die Verlangsamung großer adressierbarer Märkte, allen voran der Automobilsektor. Bei Getränken und Spirituosen gab es hintereinander zwei große Warnungen.
Halbleiter-Konsolidierung
Es ist offensichtlich, dass die Halbleiterbranche schwierige Zeiten durchlebt. Die Schwergewichte des SOXX (der bekannteste ETF, der die Werte der Branche abbildet) haben ihre Aktien um mehr als 8% in einem Monat fallen sehen - zum ersten Mal im Jahr 2024 unter den S&P500. Trotzdem bleiben die Fundamentaldaten solide und die Aussichten unverändert.
Der aktuelle Rückgang ist teilweise auf neue restriktive Maßnahmen zurückzuführen, die von US-Politikern gegenüber Peking in Erwägung gezogen werden. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Führungsposition der USA in Bezug auf die Leistung von KI-Modellen zu bewahren, als Reaktion auf die verstärkten Bestellungen Chinas in den letzten 2-3 Jahren. Amerika ist besorgt über die schnelle Entwicklung Chinas in diesem Bereich, dessen Modellleistung nun vergleichbar mit der eigenen ist, was Bedenken hinsichtlich seiner Vorherrschaft in ziviler und militärischer Technologie aufwirft.
Es ist wichtig zu beachten, dass China derzeit 20% der weltweiten Nachfrage nach Halbleitern ausmacht. Für einige Anbieter wie ASML macht sie sogar 45% des Umsatzes aus. Weitere Einschränkungen könnten die Akteure der Chipindustrie (Gießereien, Maschinenhersteller, Designer usw.) dazu zwingen, ihre China-Strategie entsprechend anzupassen, was logischerweise die Anleger beunruhigt hat.
Auto, Smartphones... Zyklische Märkte verlangsamen sich
Die Geopolitik ist jedoch nicht der einzige Faktor hinter diesem Rückgang. Die anhaltende Schwäche einiger zyklischer und diskretionärer Märkte, wie Automobil, Smartphones und Industrie, wo Verbraucher mit hohen Zinssätzen und einer Inflation der Preise konfrontiert sind, beeinträchtigt die Nachfrage nach Chips. Dies betrifft insbesondere die Leistung von Unternehmen wie NXP Semiconductor oder STMicroelectronics, die kürzlich enttäuschende Quartalsergebnisse gemeldet haben. Im Gegensatz dazu schneiden Unternehmen, die auf Wachstumssektoren ausgerichtet sind und von der wirtschaftlichen Situation entkoppelt sind, insbesondere im Bereich KI, besser ab. Die Kombination dieser Elemente mit einer Neubewertung des Sektors, der mit dem Doppelten des S&P500 bewertet wird (durchschnittliches KGV x43,6 vs. x22,1), hat den Verkaufstrend unter den Anlegern angeheizt.
Dennoch dürfte diese Situation nicht lange anhalten. Alle Prognosen deuten auf eine Erholung im nächsten Quartal und einen neuen Höhepunkt um Mitte 2025 hin. Die Beschleunigung von KI-getriebenen Projekten durch die Tech-Giganten, wie die M5-Chips für Apple, sowie neue Versionen von Computern und Servern sollten die Maschine wieder in Gang bringen und die Nachfrage nach High-End-Chips ankurbeln. Dies sollte wiederum den Halbleitersektor und den SOXX in neue Höhen treiben.
Trockener Januar, Februar, März...
Ein weiterer Sektor durchläuft eine schwierige Phase: der Getränkesektor, wie die gestrige Warnung des Klassenbesten, Diageo, zeigt. Der STOXX Europe 600 Food & Beverage Index hat seit Jahresbeginn mehr als 5% verloren, während der STOXX Europe 600 einen Anstieg von 7% verzeichnen konnte. Die größten Positionen im Index sind Nestlé, Diageo, Anheuser-Busch Inbev, Danone, Danube, Heineken und Pernod Ricard. Nestlé, Diageo und Heineken haben bereits gewarnt, dass ihre Jahresziele nicht erreicht werden. Die Underperformance beträgt fast 13%!