Man könnte es fast glauben, wenn man die Bewertungskennzahlen betrachtet und die zahlreichen Artikel liest, die kürzlich in unseren Spalten veröffentlicht wurden, wie zum Beispiel Volkswagen AG: Bewertung zum Schnäppchenpreis, Lufthansa: Die Summe aller Teile neu bewertet, oder Shell plc: Schluss mit politischer Korrektheit.

Dieser Pessimismus ist nicht völlig unbegründet, da er sich in erster Linie auf zyklische Sektoren bezieht, die kapitalintensiv und generell wenig rentabel sind und zudem den strengen gesetzlichen Vorschriften auf dem alten Kontinent unterliegen.

Trotz aller gebotenen Vorsicht sticht der Fall des Bankensektors vielleicht mehr als andere hervor. Seit der großen Finanzkrise gründlich "gesäubert", sind seine verschiedenen Akteure in der Tat engagiert - mit dem Segen der Europäischen Zentralbank - in nunmehr deutlich erklärten Strategien zur Kapitalrückführung an ihre Aktionäre.

Siehe in diesem Zusammenhang unter anderem Banco Santander, S.A.: Kann punkten, Commerzbank AG: Aufschlag eines neues Kapitels oder auch UniCredit S.p.A.: Banken-Star mit glänzenden Ergebnissen.

Es ist in der Tat erstaunlich, dass eine Gruppe wie BNP, die in den letzten drei Jahren 23 Milliarden Euro an ihre Aktionäre zurückgeführt hat, davon fast die Hälfte über Aktienrückkäufe, mit einer Marktkapitalisierung von 70 Milliarden Euro bewertet bleibt.

In England scheinen die Abschläge - zumindest auf den ersten Blick - am auffälligsten zu sein. NatWest und Barclays gaben in den letzten drei Jahren jeweils 10,5 Milliarden Pfund und 5,5 Milliarden Pfund an ihre Aktionäre zurück, bei Marktkapitalisierungen von 28 Milliarden Pfund bzw. 33 Milliarden Pfund zum aktuellen Kurs.

Mit dem Großteil seiner Aktivitäten in Asien gilt Standard Chartered seit langem als eine der am besten geführten Banken Europas. Ihr Titel war einst Teil des MarketScreener Europa-Portfolios. Für die nächsten drei Jahren hat sich Standard Chartered verpflichtet, 5 Milliarden Pfund an seine Aktionäre zurückzugeben, was einem Viertel seiner aktuellen Marktkapitalisierung entspricht.

In Spanien gab Caixa Bank in den letzten drei Jahren insgesamt 6,3 Milliarden Euro an seine Aktionäre zurück, bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 39 Milliarden Euro. Die italienische Intesa Sanpaolo hat 15,2 Milliarden Euro zurückgeführt, bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 67 Milliarden Euro.

Über den gesamten Sektor hinweg zeigen die Bewertungskennzahlen in Bezug auf das Eigenkapital und die Gewinnmultiplikatoren immer noch einen sehr großen Abschlag der europäischen Banken im Vergleich zu ihren nordamerikanischen Pendants.