Block 1: Die wichtigsten Nachrichten

Coinbase plant tokenisierte Aktien – SEC unter Zugzwang
Die US-Kryptobörse Coinbase plant, den Handel mit tokenisierten Aktien rund um die Uhr zu ermöglichen. Dafür wurde bei der SEC ein Antrag auf eine sogenannte „No-Action Letter“ gestellt – ein regulatorischer Freifahrtschein zur Einführung der Produkte ohne Risiko rechtlicher Konsequenzen. Ziel ist es, Wertpapiere wie Aktien, Anleihen und Fonds vollständig zu digitalisieren, günstiger und flexibler zu machen. Coinbase setzt damit auf denselben Trend wie Kraken mit „xStocks“ auf Solana oder die Nasdaq, die ab 2026 durchgehend geöffnet sein will. Gibt die SEC grünes Licht, könnte dies einen Paradigmenwechsel an den Finanzmärkten auslösen.

Trump will Bitcoin+Ether-ETF über Truth Social
Donald Trump forciert seine Krypto-Offensive: Seine Firma Truth Social hat bei der SEC ein S-1-Formular für einen kombinierten Bitcoin- und Ether-ETF eingereicht. Verwahrung über Crypto.com (Foris Dax Trust Company), ein Ticker steht noch aus. Der ETF reiht sich in eine größere Strategie ein: Trump setzt auf Stablecoins, Memecoins, Web3-Finanzdienstleister – und jetzt ETFs. Er hat bereits 57 Mio. USD aus Krypto-Projekten erlöst und einen Krypto-freundlichen SEC-Chef installiert. Kritiker sprechen von Interessenkonflikten – doch Trump punktet weiter bei der Web3-Wählerschaft.

MiCA: Coinbase & Gemini bald in ganz Europa aktiv
Die Kryptobörsen Coinbase und Gemini stehen kurz davor, MiCA-Lizenzen zu erhalten – der regulatorische Generalschlüssel für den EU-Binnenmarkt. Coinbase arbeitet mit Luxemburg zusammen, Gemini mit Malta. Mit der seit 2024 geltenden MiCA-Regulierung genügt eine nationale Zulassung für den Zugang zu allen 27 Mitgliedsstaaten. Die Anbieter dürften damit Handel, Verwahrung und Übertragungen von BTC, ETH oder USDT in der gesamten EU anbieten. Kritiker, darunter die französische AMF und die europäische ESMA, warnen vor einem regulatorischen Wettlauf nach unten. Malta steht bereits im Fokus eines ESMA-Audits.

Shopify & Stripe: USDC-Zahlungen in 34 Ländern
Shopify akzeptiert künftig über Stripe Stablecoin-Zahlungen in USDC. Händler in 34 Ländern können über „Shopify Payments“ und „Shop Pay“ Zahlungen empfangen – ohne zusätzliche Plugins. Transaktionen erfolgen über Base, Coinbases Layer-2-Netzwerk, nahezu gebührenfrei und in Echtzeit. Händler erhalten standardmäßig ihre lokale Währung, können aber auch direkt USDC auf externe Wallets senden lassen. Stripe will damit Stablecoins massentauglich machen. Mit einem Marktvolumen von 228 Milliarden Dollar – 61 Mrd. davon allein im USDC – wächst die Bedeutung digitaler Dollar im E-Commerce. Die Gesetzesinitiativen STABLE und GENIUS sollen diesen Trend rechtlich untermauern.

Block 2: Die Krypto-Analyse der Woche

In der Kryptowelt sprechen alle davon, „eigene Recherchen anzustellen”. Aber nur sehr wenige tun dies tatsächlich.

Jeder predigt „Do Your Own Research“. Kaum jemand macht es wirklich.

Das DYOR-Mantra ist zum Running Gag geworden. Es dient oft als Disclaimer, um sich nicht für dubiose Tipps rechtfertigen zu müssen. In der Realität folgen viele Krypto-Anleger lieber Influencern, Hypes oder Telegram-Gruppen – oft ohne zu verstehen, was sie da eigentlich kaufen. Erst wenn die roten Flaggen unübersehbar werden, kommt das böse Erwachen.

Echte Recherche bedeutet nicht, ein paar Threads auf X (ehemals Twitter) zu lesen oder TikToks mit „To the moon“-Gebrüll zu schauen. Es bedeutet: tief graben, kritisch denken und bewerten, was 95 % des Marktes ausblenden.

Wenn das Problem Faulheit ist – kann man wenig tun. Wenn es aber an Methode fehlt, hilft dieser Guide.

Schritt 1: Marktkapitalisierung analysieren

Bevor man sich das Team, den Use Case oder die Community anschaut: Wie viel ist das Projekt heute wert? Die Market Cap ist die absolute Basis, wie beim Kauf eines Unternehmens. In Krypto wird sie jedoch oft vernachlässigt.

Mentale Einordnung nach Marktkapitalisierung:

    • Top 10: Bitcoin, Ethereum, Solana etc. – „Blue Chips“ mit hoher Liquidität, starker Adoption und institutioneller Beteiligung. Aber nichts ist unantastbar (siehe Terra).

    • Platz 11–25: Solide Projekte mit realem Produkt, aktiver Community, längerem Track-Record. Mehr Wachstumspotenzial, aber auch anfälliger für Regulierungen.

    • Platz 26–50: Mid-Caps. Mischung aus Hype und Substanz, riskanter, weniger liquide.

    • Platz 51–100+: Spekulative Wetten mit erster Traktion – ein gutes Narrativ reicht oft, aber die Überlebensrate ist gering.

Schritt 2: Tokenomics verstehen

Wie funktioniert der Token wirtschaftlich? Wer kontrolliert wie viel? Wie wird er ausgeschüttet? Beispiel:

  • Solana: Kein fixes Supply. Anfangsinflation bei 8 %, sinkt jährlich um 15 % bis langfristig 1,5 %. Gute Community-Verteilung, begrenzter Einfluss des Gründungsteams.

  • ICP (Internet Computer): Wenig zirkulierende Token, hoher Anteil bei Foundation und Vorverkäufen. Warnsignal.

Tokenomics sind das Fundament – und oft der Grund, warum selbst gute Projekte langfristig scheitern.

Tokenomics Solana
CoinMarketCap

Tokenomics ICP
CoinMarketCap

Schritt 3: Team und Roadmap prüfen

Haben die Gründer in früheren Zyklen durchgehalten oder Projekte aufgegeben? Ist die Roadmap konkret oder voller Buzzwords? Haben sie geliefert? Wie agieren sie auf Social Media? Eine gute Due Diligence erfordert LinkedIn, Interviews, alte Postings – das ist kein Misstrauen, sondern Analyse.

Schritt 4: Positionierung im Ökosystem

Welche Rolle spielt das Projekt im Gesamtmarkt? Welche Konkurrenz gibt es? Hat es einen realen Nutzen? Kann es regulatorische Schocks, Branchenturbulenzen oder Bärenmärkte überstehen?

Im Abschwung sinkt alles – aber wer überlebt? Wer skaliert danach? Die Antwort: Nur Projekte mit echter Relevanz, exzellenter Ausführung und einer beinahe fanatischen Community.

Der bittere Befund

Wer ernsthaft recherchiert, landet oft wieder bei den offensichtlichen Kandidaten: Bitcoin. Ethereum. Projekte mit Jahren an Reifezeit, nicht nur Hype. Wer seine Hausaufgaben nicht macht, hält hingegen womöglich einen „Shitcoin“, nur weil ein Influencer überzeugend klang.

Ein Blick auf die Marktentwicklung bestätigt das:
Vergleich der Top 20 Coins von 2020 vs. 2025: Nur 6 Projekte (ohne Stablecoins) haben durchgehalten. Im Top-50-Ranking ist die Fluktuation noch drastischer.

Top 20 Kryptowährungen im Jahr 2020 und 2025


Fazit: DYOR ist kein Meme – es ist dein Rettungsseil

Wenn jemand „DYOR“ sagt, frag dich: Ist das ein echter Rat – oder nur ein Feigenblatt?

Im Lärm des Marktes liegt der Vorteil im Stillen. Tabs schließen. Lautstärke runterdrehen. Whitepaper lesen. Zahlen sezieren. Und am Ende: wirklich verstehen, was man besitzt. Nur so unterscheidet man Raketen von Attrappen.

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