Die Finanzmärkte blicken auf eine turbulente Woche zurück. Anfang der Woche reagierte der Nikkei mit kräftigen Verlusten auf die erste Zinserhöhung in Japan. Die Aufwertung des Yen belastete japanische Exportunternehmen und markierte das Ende des Carry Trade. Nach der heftigen Reaktion am Montag beruhigten sich die weltweiten Börsen jedoch dank positiver US-Arbeitsmarktdaten wieder. Diese Woche hat deutlich gezeigt, wie nervös die Märkte derzeit sind.
Wochenperformance*
STOXX EUROPE 600...
499,19  +0,27 %
Chart STOXX EUROPE 600...
S&P 500
5 344,16  -0,04 %
Chart S&P 500
NIKKEI 225
35 025  -2,46 %
Chart NIKKEI 225
GOLD
$ 2.430,87  -0,4 %
Chart GOLD
BRENT CRUDE OIL ...
$ 79,7  +3,17 %
Chart BRENT CRUDE OIL ...
EURO / US DOLLAR
$ 1,09  +0,05 %
Chart EURO / US DOLLAR
Tops / Flops der Woche

TOPS

OCI N.V. +22,03 %: Der niederländische Stickstoff-, Methanol- und Wasserstoffproduzent verzeichnete in Europa das höchste Kursplus. Trotz eines leichten Umsatzrückgangs von 1% im 1. Halbjahr konnte der Konzern seine Rentabilität deutlich steigern. Der Nettogewinn erreichte 9,9 Mio. USD. Noch im Vorjahr hatte man einen Nettoverlust von 162,1 Mio. EUR verbucht. Diese Performance ist einem Mittelzufluss in Höhe von 2,35 Mrd. USD aus der Veräußerung des Clean-Ammonia-Projekts in Texas an Woodside Energy zu verdanken. Dabei wurden 80% des Kaufpreises zum Abschluss der Transaktion vereinnahmt.

Palantir +21,3 %: Das für Geheimniskrämerei und im Medienfokus stehende Top-Manager bekannte Unternehmen hat Maßnahmen umgesetzt, um seine Finanzkraft zu steigern. Der Kurs zog sprunghaft an, nachdem Palantir die Jahresumsatzprognose auf 2,74 Mrd. USD nach oben korrigiert hatte. Diese erfreuliche Entwicklung ist auf die beispiellos hohe Nachfrage nach den KI-Lösungen des Unternehmens zurückzuführen - mit starkem Wachstum sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor.

Kellanova +18,89 %: Die Aktie des Snackherstellers aus den USA stieg aufgrund eines Berichts über eine mögliche Übernahme durch Mars. Der Marktwert des Unternehmens beläuft sich einschließlich Verbindlichkeiten auf 31 Mrd. USD. Rechtsexperten zufolge stehen die Chancen gut, dass die internationalen Kartellbehörden die Übernahme genehmigen. So könnte Mars sein Portfolio von süßen Snacks und Süßigkeiten um die salzigen Snacks von Kellanova ergänzen. Das daraus hervorgehende Unternehmen hätte einen Marktanteil von 12% an der amerikanischen Süßwaren- und Snackbranche. Mars befindet sich in Privatbesitz und ist nicht börsennotiert.

Galderma +13,75 %: Der Schweizer Dermatologiekonzern verbuchte ein deutliches Kursplus, nachdem L'Oréal angekündigt hatte, sich mit 10% zu beteiligen. Der Deal mit bislang unbekanntem Volumen ist Teil einer Wissenschafts- und Forschungspartnerschaft der beiden Unternehmen. Der Vontobel-Analyst erkennt strategische Beweggründe für die Transaktion, denn damit können die Unternehmen im Bereich Anti-Aging-Kosmetik zusammenarbeiten. Er taxiert den Deal mit rund 1,6 Mrd. CHF. Die Gesamtkapitalisierung von Galderma liegt beim Zehnfachen dieses Betrages. Auch nach der Kapitalbeteiligung bleibt EQT mit 67% Mehrheitsaktionär der Schweizer Unternehmensgruppe.

Rational +11,7 %: Der deutsch Profiküchen-Ausrüster steigerte seinen Umsatz im 1. Halbjahr um 4% auf 581 Mio. EUR und profitierte von der kräftigen Nachfrage in Asien, insbesondere in China und Japan. Im 2. Quartal wurde dabei ein Rekordumsatz von fast 295 Mio. EUR erzielt. In Deutschland sank der Umsatz zwar, doch das Amerika-Geschäft wuchs kräftig und war in Europa robust, mit einem leichten Anstieg in Frankreich und Großbritannien. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich um 10% auf 149 Mio. EUR und übertraf damit die Erwartungen. Das Nettoergebnis stieg ebenfalls um 10% - auf 117,1 Mio. EUR. Das Unternehmen blickt optimistisch auf das restliche Jahr und erwartet ein höheres EBIT als letztes Jahr.

Rheinmetall AG +12,14 %: Der deutsche Rüstungskonzern erhielt einen Folgeauftrag zur Lieferung acht weiterer Rettungsstationen an die Ukraine, was sich positiv auf die Performance auswirkte. Die Analysten von Goldman Sachs, Morgan Stanley und Kepler Cheuvreux hoben daraufhin ihre Kursziele an.

Continental +8,99 %: Der Automobilzulieferer aus Deutschland meldete für das 2. Quartal bei einem Umsatz von 10 Mrd. EUR und einer Marge von 7% einen unerwartet hohen bereinigten Gewinn. Allerdings senkte das Unternehmen aufgrund der schwächeren Automobilnachfrage in Europa seine Jahresprognose. Das Unternehmen sieht seinen Umsatz nun innerhalb einer Spanne von 40-42,5 Mrd. EUR, während zuvor noch von 41-44 Mrd. EUR ausgegangen wurde.

Sonova +7,7 %: Der Schweizer Hörgerätehersteller kündigte die Einführung des ersten KI-gestützten Hörgeräts an, das die Sprachverständlichkeit in geräuschvollen Umgebungen verbessern soll. Das neue Modell verfügt über einen neuartigen „DeepSonic“-Chip, der 53-mal leistungsfähiger ist als herkömmliche Prozessoren. Auch hält man an den jährlichen Wachstumszielen fest - im Gegensatz zu Mitbewerbern, die unter der schwachen Marktentwicklung zu leiden haben.

ASML +6,36 %: Für den niederländischen Hersteller von Lithografiesystemen für die Halbleiterindustrie ging es wieder bergauf, nachdem neueste Meldungen darauf hindeuteten, dass das Unternehmen von den neuen US-Exportbeschränkungen für China ausgenommen sein könnte. Diese Regelung gilt für über 30 Bündnispartner der USA, so auch für die Niederlande, dem Land des Hauptsitzes von ASML. Die Zeichen stehen also günstig für die zukünftige Finanzkraft des Unternehmens, dessen Anlagen für die Herstellung von Chips der neuesten Generation von wesentlicher Bedeutung sind.

FLOPS

Evotec SE  -30,77 %: Nach einem enttäuschenden 1. Halbjahr hat das deutsche Biotechnologie-Unternehmen seinen Geschäftsjahresausblick deutlich gesenkt. Der Umsatz soll nun zwischen 790 und 820 Mio. EUR liegen, nachdem Evotec ursprünglich mit einem Wachstum im zweistelligen Prozentbereich gerechnet hatte. Auch die EBITDA-Prognose wurde nach unten auf 15 bis 35 Mio. EUR korrigiert und liegt damit deutlich unter den Analystenschätzungen. Begründet wurde die Anpassung mit dem Umsatzrückgang im Forschungssegment und den hohen Kosten des Kapazitätsausbaus.

Puma -19,8 %: Mit einem Umsatzrückgang von 2,1% fielen die Halbjahresergebnisse des deutschen Herstellers von Sportbekleidung durchwachsen aus, was die Aktie einknicken ließ. Die Direktvertriebsstrategie kann sich mit einem Zuwachs von 16,7% zwar sehen lassen, doch der Rückgang von 3,1% im Großhandelsgeschäft, das drei Viertel des Umsatzes ausmacht, wog schwerer. Bezüglich der Rentabilität sah es noch schlechter aus. Das EBIT ging um 5,1% auf 276,2 Mio. EUR zurück und der Nettogewinn je Aktie sank um 25% auf 0,86 EUR, weshalb Puma seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr auf 620-670 Mio. EUR nach unten korrigierte. Stifel behielt seine Kaufempfehlung bei, senkte jedoch das Kursziel von 64 auf 59 EUR. Als Gründe hierfür wurden höhere Importzölle in Mexiko und gestiegene Kosten infolge der alljährlichen Neuverhandlung der Frachttarife mit Maersk genannt. Diese Faktoren könnten der Rentabilität des Unternehmens schaden.

Super Micro Computer -18,55 %: Die Aktie von Super Micro Computer stürzte ab. Grund dafür waren Bedenken über die hohen Produktionskosten von KI-Serverchips, die sich ungünstig auf die Gewinnprognose auswirkten. Die bereinigte Bruttomarge lag im 4. Quartal bei 11,3% und damit unter den von den Analysten geschätzten 14,1%. Obwohl CEO Charles Liang versicherte, dass sich die Gewinnmarge bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025 normalisieren dürfte, verfehlte die Gewinnprognose für das laufende Quartal die Ziele der Wall Street. Damit gerieten die optimistischen Absatzprognosen des Unternehmens in den Hintergrund.

Commerzbank AG -9,62 %: Infolge einer unerwartet hohen Risikovorsorge im letzten Quartal gab die Aktie der deutschen Großbank nach. Laut JPMorgan und RBC entsprach die Ertragslage den Erwartungen. Den Analysten zufolge habe es jedoch keine positiven Überraschungen gegeben. Dennoch rechnet die Bank für das Gesamtjahr mit einem deutlich höheren Jahresüberschuss, da höhere Zinsen das Wachstum im Einlagen- und Kreditgeschäft ankurbeln könnten. Die Risikovorsorge soll mit 200 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr stabil bleiben.

Eutelsat Communications -9,49 %: Obwohl der französische Satellitenbetreiber mit einem Jahresumsatz von 1,21 Mrd. EUR (+7% gegenüber dem Vorjahr) die Erwartungen übertroffen hat, weist er mit einem bereinigten EBITDA von 719 Mio. EUR (-13,7% im Jahresvergleich) eine rückläufige Rentabilität aus. Darüber hinaus fällt der Ausblick für 2025 enttäuschend aus, denn man rechnet mit einem Umsatz in vergleichbarer Höhe und einer sinkenden bereinigten EBITDA-Marge. Diese Underperformance dürfte auf die kostspielige Integration der 2021 übernommenen britischen OneWeb und auf ein sich wandelndes Wettbewerbsumfeld mit neuen Akteuren und einer höheren Fusionsdynamik zurückzuführen sein.

Chart Rohstoffe
Rohstoffe

Rohstoffe

Energie: Die seit geraumer Zeit weniger beachtete Geopolitik meldet sich zurück. Dieses Mal mit der Ukraine und ihrem Überraschungsangriff auf russisches Territorium in der Grenzregion Kursk. Im Nahen Osten ist die Lage nach wie vor angespannt. Beobachter befürchten einen Vergeltungsschlag des Irans und seiner Stellvertreter in der Region, der israelisches Territorium treffen könnte. Die Aufhellung der Wirtschaftsdaten in den USA beschwichtigte Sorgen über die Entwicklung der Ölnachfrage. Dementsprechend erholten sich die Ölpreise diese Woche. Die Nordseesorte Brent kostet derzeit ca. 79,50 USD, während das US-Pendant WTI im Bereich von 76,60 USD je Barrel gehandelt wird.

Metalle: Der Rückgang des Caixin-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (der unter die Marke von 50 Zählern sank) verheißt nichts Gutes für die Preise von Basismetallen, die diese Woche ihre Talfahrt fortsetzten. Der Kupferpreis fiel in London auf 8.794 USD pro Tonne (Spotpreis) und liegt damit mehr als 20% unter seinem im Mai 2024 erreichten Höchststand. Ähnlich erging es den Preisen für Aluminium (2.274 USD) und Zink (2.646 USD). Der Goldpreis stabilisierte sich bei 2.425 USD und profitiert insgesamt von der Aussicht auf eine Lockerung der Zinspolitik durch die US-Notenbank Fed. Diese könnte die Zinsen bis zum Jahresende mehrmals senken.

Agrarprodukte: An der Börse in Chicago stand der Maispreis erneut unter Druck, da die Wetterbedingungen in den USA günstig sind und somit mit einem hohen Angebot zu rechnen ist. Mais notiert weiterhin bei ca. 380 Cent je Scheffel und der Weizenpreis stabilisierte sich im Bereich von 540 Cent.

Chart Rohstoffe
Makroökonomie

Marktstimmung: Die Spannungen mit Blick auf eine wirtschaftliche Abkühlung in den USA haben nachgelassen. Verantwortlich sind zwei erfreuliche Indikatoren: Zum einen fiel der ISM-Index für den Dienstleistungssektor im Subindex Beschäftigung mit 51,1 Punkten besser als erwartet aus. Zum anderen blieb die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unter der wichtigen Schwelle von 250.000. Vor diesem Hintergrund erholten sich die Aktienindizes, ohne die korrektive Tendenz, die in den USA seit einigen Wochen und in Europa seit mehreren Monaten vorherrscht, durchbrechen zu können. Die Renditen begaben sich im Gleichschritt mit den Indizes nach oben. Zehnjährige US-Staatsanleihen stießen jedoch an die Widerstandslinie von 4,00%. Darüber hinaus werden wir die Marke von 2,34/38% bei zehnjährigen Bundesanleihen im Auge behalten. Außerdem sollten Anleger beachten, dass rückläufige Anleiherenditen bei einem Inflationsrückgang für den Aktienmarkt positiv sind, bei Rezessionsängsten dagegen negativ.

Kryptowährungen: Im Zuge der Turbulenzen an den traditionellen Finanzmärkten zu Wochenbeginn brach der Bitcoin (BTC) am Montag ein. Der Kurs der Kryptowährung fiel innerhalb von 24 Stunden um 12%, und auch der Ether (ETH) büßte 25% seiner Kapitalisierung ein. Damit verloren die in den USA gehandelten Bitcoin-Spot-ETFs von Montag auf Dienstag über 300 Mio. USD an Wert. Nach den Aktienindizes erholten sich aber auch die Kryptowährungen, denn die in den USA veröffentlichten makroökonomischen Daten wiesen in eine positive Richtung. Trotz des Einbruchs am Montag verzeichnete der BTC diese Woche insgesamt ein Plus von 3,72% und notiert jetzt bei rund 60.300 USD. Die Kryptoanleger erwarten nun eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed. In der Vergangenheit haben die Kurse der wichtigsten Kryptowährungen davon profitiert.

Kurs und Volumen
Ein lauwarmer Sommer
Das Volatilitätsbarometer ist zum Ende der Woche zwar gesunken, zeigt aber weiterhin einen höheren Stand an als in den letzten Monaten. Während sich der Sommer dem Ende zuneigt, sind die Anleger also nach wie vor etwas nervös. Ihr größter Wunsch ist wohl eine wieder gemäßigtere Wetterlage in den USA: nicht zu viel Gegenwind für die Konjunktur, aber auch nicht zu viel Auftrieb, damit die Notenbank Fed die Zinsen ab September in moderatem Tempo senken kann. Wertvolle Hinweise könnte am Dienstag der aktuelle monatliche US-Erzeugerpreisindex liefern, ebenso wie der Verbraucherpreisindex (Mittwoch), die Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen und die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten (Dienstag).

Des Weiteren stehen kommende Woche einige Unternehmensergebnisse auf der Agenda, unter anderem von UBS, Henkel, Pandora, Vestas und Adyen in Europa sowie von Home Depot, Cisco, Walmart, Applied Materials und Deere in den USA.

Am Montag findet an der japanischen Börse kein Handel statt, doch am 15. August (Donnerstag) haben die meisten europäischen Märkte geöffnet. Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende.
*Die Wochenperformance der Indizes und Aktien bezieht sich auf den Zeitraum von der Eröffnung der Märkte am Montag bis zur Erstellung dieses Newsletters am Freitag.
Die Wochenperformance von Rohstoffen, Edelmetallen und Währungen bezieht sich auf den 7-Tage-Zeitraum von Freitag bis Freitag (bis zur Erstellung des Newsletters). Diese Vermögenswerte notieren auch an Wochenenden.